Theater in der Scholastika, München | UA 2011
Kontemplation, Ruhe, Beruhigung der Gefühle, Reflexion, Betrachtung der Welt, vor allem aber Geduld: Das ist es, was Faust nicht nur nicht will, nein, er verflucht es geradezu. Sein Pakt mit Mephisto: »Werd’ ich zum Augenblicke sagen: Verweile doch! du bist so schön! Dann magst Du mich in Fesseln schlagen, Dann will ich gern zu Grunde gehen!« – dieser Pakt ist es, der Faust rast- und ruhelos von einem Abenteuer und schließlich gar von einem Weltenende zum anderen jagt. Keinen Augenblick zur Ruhe kommen, nie ans Ziel gelangen, die Gegenwart verfluchen und ausschließlich die Zukunft preisen: Eine »Flucht nach vorn« – die Faust zu einem wahrhaft besessen-arbeitsgetriebenen Menschen der Moderne macht. Braucht die Welt tatsächlich immerzu Fortschritt und Wachstum? Dieses musikalisch-theatrale Faustprojekt zeigt, welche Parallelen es zwischen Goethes Faust und unserem modernen Alltagsleben heute gibt. In der Uraufführung wurden die eigens von Jan Wilke für dieses Projekt komponierten Lieder von einem 40-köpfigen Chor gesungen.