Schreiben heißt für mich, das Naheliegende hinter sich zu lassen.
Texte und kurze Theaterszenen habe ich schon als Jugendliche gerne geschrieben – abendfüllende Stücke entstanden aber erst, als ich schon viele Jahre als Regisseurin tätig war. Denn die meisten meiner Stücke sind Auftragswerke, die ich für verschiedene Theater geschrieben und dann auch dort inszeniert habe. Die Auftragswerke waren immer mit Vorgaben verbunden, vor allem in Bezug auf das Thema oder auch die Anzahl der zu besetzenden Rollen. Was wie eine Einschränkung klingt, empfinde ich beim Schreiben eher als Befreiung: Die leeren weißen Seiten, vor denen ich als Autorin zunächst sitze, lassen sich tatsächlich leichter füllen, wenn meine Phantasie sich immer wieder an Begrenzungen und Vorgaben reiben muss. Allerdings kann das bisweilen ein mühsamer Prozess sein, denn erst einmal entstehen hyperrealistische, alltägliche, vorhersehbare Gedanken, Dialoge und Szenen in meinem Kopf. Schreiben heißt für mich aber, das Naheliegende hinter sich zu lassen. Erst wenn mir das gelingt, wenn mich meine eigenen Figuren durch ungewöhnliche Dialoge oder Handlungen überraschen, dann kann Schreiben unfassbar viel Spaß machen. Ich sage dann gerne, dass »Es« in mir schreibt.
Wenn ich weiß, dass ich das Stück auch inszenieren werde, kann ich beim Schreiben bisweilen in Streit mit mir selbst geraten. Dann meldet sich die Regisseurin in mir: »Wie soll ich das denn auf der Bühne umsetzen, was du da schreibst«, schimpft sie, »das ist ja schon rein technisch gar nicht möglich.« Aber die Autorin hält dagegen: »Dir wird schon irgendwas einfallen und jetzt hör auf dich einzumischen.« Um die Arbeit der Autorin nicht allzu sehr zu behindern, meldet sich die Regisseurin nicht oft zu Wort, wirft aber in ihrem eigenen Interesse immer ein wachsames Auge auf den entstehenden Text.
Alle meine Stücke wurden bereits uraufgeführt und waren an verschiedenen Theatern zu sehen.